Nicht so einfach: Vorschau auf das Jahr 2022

Nicht so einfach: Vorschau auf das Jahr 2022

30.12.2021

Eigentlich müsste ja an dieser Stelle eine Vorschau für das Transportwesen auf das Jahr 2022 erscheinen. Doch dafür sind die Voraussetzungen nicht ganz so gut geeignet wie in ruhigeren Jahren. Mit dem alles überschattenden Thema der Pandemie sind kaum verlässliche Aussagen möglich. Die neue Regierung hat zunächst erstmal damit zu tun, sich sicher aufzustellen und alle untergeordneten Ressorts zu verteilen. Denn häufig sind es ja die Staatssekretäre und Büroleiter, die die wichtigen Entscheidungen vorbereiten. Das betrifft natürlich auch Herrn Wissing, dem neben den Anforderungen aus dem Verkehrsministerium jetzt vor allem erstmal die nach wie vor beklagenswerte Situation in der Digitalisierung Sorgen bereiten dürfte. Denn eins hat sich ebenfalls als Auswirkung der Pandemie deutlich gezeigt. Die Faxgeräte in den Gesundheitsämtern und die Excel-Tabellen aller zentralen Register haben nicht wirklich lupenrein gearbeitet.

Behinderungen für die Mobilität

Ein weiteres zentrales Thema für die Mobilität 2022 ist der Halbleiter-Engpass. Mit den pandemie-bedingten Schließungen großer Häfen in China hat das zwar nur mittelbar zu tun, aber es ist wohl mehr der wachsende Bedarf in Asien, der Mercedes Benz und andere Autohersteller hier vor größere Probleme stellt. Auf einer viel konkreteren Ebene tut sich auch wenig: Die in ihrer Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit sowieso schon stark umstrittene Blockabfertigung für die Kollegen in den LKW im Verkehr nach und durch Österreich sorgt jetzt zur Weihnachtszeit für Staus bis fast nach München. Zusammen mit einem Unfall auf dem Brenner ging zeitweise gar nichts am 9.12. Das reichte noch nicht mal für die 300 Fahrzeuge, die pro Block durchgelassen werden. Allein die hygienische Situation ist dabei katastrophal, dazu kommt die mangelhafte Versorgung.

Der Nachwuchs der Kraftfahrer und die Arbeitsbedingungen

Das alles trägt auch 2022 sicher nicht nicht dazu bei, dem Nachwuchs den Beruf des Kraftfahrers so schmackhaft zu machen, wie es angesichts der fehlenden Fahrerinnen und Fahrer in West- und Mitteleuropa dringend geboten wäre. Das autonome Fahren wird sicher irgendwann in den Dreißigern kommen, doch die Lager und Regale füllen sich eben bis dahin und auch dann nicht von allein. Die Pandemie hatte im abgelaufenen Jahr für einige Unternehmen sicher auch ihr gutes, zumindest finanziell gesehen. Die Zahl der Transporte von Versandhäusern hat sich prozentual wieder zweistellig erhöht, allen voran bei DHL und Amazon. Während DHL große Studien zur Zukunft der Logistik und der Arbeitsplätze durchführen lässt und einen riesigen neuen Standort in Bremen baut, erwartet Amazon eine Milliardenstrafe in Italien – auch wegen der dramatisch schlechten Arbeitsbedingungen für die Fahrer und Logistik-Mitarbeiter. Keine Frage, der Gütertransport wird wichtiger denn je. Doch die Bedingungen für die Erledigung der Aufgaben werden nicht so schnell besser, wie es nötig wäre. Da ist es zwar für den technisch interessierten Personenkreis interessant zu hören, was es von neuen Antrieben und Projekten zur Energieversorgung zu berichten gibt, doch erstmal gilt es im Alltag des Transportwesens kräftig zuzupacken. Wir wünschen Ihnen allen ein gutes Jahr 2022.