Globale Ausfälle und boomende Segmente im Transport

Globale Ausfälle und boomende Segmente im Transport

06.11.2020

Dafür sind Verbände unter anderem da. Sie erfassen Daten und geben regelmäßig Berichte über den Zustand in ihrem Segment oder ihrer Branche heraus. Obwohl sich die Zahlen aus Europa und speziell Deutschland für das Transportwesen schon wieder etwas erholt zeigten, steht das weltweite Barometer weiterhin auf Sturm. Natürlich müssen wir bei uns in Deutschland die Auswirkungen der zweiten Welle erst noch einschätzen lernen. Dazu stellt sich die Lage von Region zu Region und von Unternehmen zu Unternehmen anders dar. Aber was die IRU jetzt verkündet, stimmt nachdenklich.

Staatliche Beihilfen für das Transportwesen

Die IRU (International Road Transport Union) ist der Weltverband der Straßentransport-Unternehmen. In ihm sind 3,5 Millionen meist kleinere und mittlere Unternehmen organisiert. Für einen großen Teil von ihnen besteht derzeit ein hohes Insolvenzrisiko. Dazu bewertet der Verband Faktoren wie die Entwicklung der realen Einnahmen, den vorausberechneten Cashflow und das Anlagevermögen. Die globalen Verluste für den Güterverkehr werden mit knapp 680 Milliarden US Dollar angegeben. Davon reichen die prognostizierten Verluste allein in Europa seit dem Sommer an 125 Milliarden Dollar heran. Die IRU appelliert an die Regierungen jetzt dringend Beihilfen zu leisten – durch finanzielle Zuwendungen, Steuererleichterungen und Flexibilität bei den Versicherungsgebühren.

Manche Segmente boomen

Wie unterschiedlich sich die Entwicklung generell im Transportwesen und offensichtlich auch zwischen Branchenriesen und dem Mittelstand darstellt, belegen die neuen Zahlen bei Hapag-Lloyd. Der große Container-Reeder schaffte bisher im Jahr 2020 trotz Corona einen Gewinnsprung um sage und schreibe 85% und schüttete 530 Millionen Euro an die Aktionäre aus. Bei Hapag-Lloyd profitierte man vor allem an den gesunkenen Preisen für Treibstoff und höheren Preisen für die Kunden. Das glich den Rückgang an Containern in absoluten Zahlen um 3,5% mehr als aus. Ähnliches gilt bei den Kurier-, Express- und Paketdienstleistern (KEP-Branche).

Diese boomen durch die Corona-bedingte Zunahme des Online-Handels. Das dürfte sich wie üblich um Weihnachten noch einmal drastisch steigern. Trotz des starken Wettbewerbs rechnet allein Hermes zwischen Oktober und Dezember mit 120 Millionen Sendungen. Zum Vergleich lieferte die gesamte Branche im ersten Halbjahr 420 Millionen B2C Pakete aus, auch hier eine Steigerung von knapp 20%. Auch bei DPD soll das Volumen im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal um 20% steigen. Dafür werden 2.000 neue Fahrzeuge und 4.000 neue Kräfte eingesetzt. Und eine weitere Maßnahme: Die Geschäftskunden müssen ab November mit einem Aufschlag von 75 Cent pro Paket rechnen.