Fahrermangel: Die Alarmglocken schrillen

Fahrermangel: Die Alarmglocken schrillen

08.11.2022

In den letzten Jahren hatten die Meldungen aus Großbritannien über fehlende LKW- und Busfahrer aufgeschreckt. Dann rechneten die Österreicher nach und kamen ebenfalls auf schlechte Aussichten. In Deutschland merken es die Transportunternehmer auch an vielen Stellen, dass sowohl der Nachwuchs ausbleibt wie auch die Verrentung viele Personalengpässe beschert. Zum Schluss war es der russische Krieg, der viele ukrainische Fahrer in Osteuropa nach Hause zurückkehren ließ. Eine neue umfangreiche Studie hat die Zahl der fehlenden Fahrer und Fahrerinnen in Deutschland allein 2022 mit 56.000 Fachkräften berechnet. Die Gründe sind bekannt, neben einer mangelnden gesellschaftlichen Wertschätzung werden oft die Arbeitsbedingungen genannt. Die Zahlen werden noch steigen, das bestätigt jetzt auch eine weitere Studie für Europa.

Die International Road Transport Union (IRU) sieht eine Verdreifachung der unbesetzten Fahrerstellen bis 2026 auf 60% kommen, für Busse soll es gar eine Verfünffachung sein auf dann 50%. Obwohl die Löhne in einigen Ländern wesentlich höher als die Mindestlöhne liegen, bleibt trotz hoher Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern der Anteil junger Fahrer bei 5% bis 6% stehen. Das gilt verstärkt für weibliche Fahrer. Spanien hat mit 14% eine der höchsten Quoten für arbeitslose Frauen, dennoch liegt ihr Anteil bei den Fahrern mit 2% noch um einiges niedriger als anderswo. Die IRU verlangt von den Staaten eine wirksame Gegensteuerung, sonst stehe Europas Wirtschaftskraft auf der Kippe. Das Mindestalter müsse ebenso wie die Kosten für die Führerscheine gesenkt werden.

Der LKW-Schein koste in Frankreich 5.300 Euro, der Bus-Führerschein in Deutschland 9.000 Euro, das müsse sich ändern. In Belgien Verstöße bei nahezu 50% der LKW. Im Licht des Fahrermangels stellen sich solche Ergebnisse ganz anders dar. In einem Großeinsatz kontrollierte die belgische Polizei 129 LKW und stellte Verstöße bei 57 Fahrern fest. Das reichte von Nichteinhaltung der Sozialvorschriften über die Nichteinhaltung der Ruhezeiten bis hin zur gefälschten Verwendung des Tachographen und sogar gepanschtem Diesel. Nicht berichtet wird über die Auswahlkriterien, die die Polizei bei der Kontrolle der LKW gelten ließ. Damit dürften sich diese Zahlen etwas relativieren.