Die Fernfahrer live in der Corona-Zeit

Die Fernfahrer live in der Corona-Zeit

19.06.2020

Wer sich für das Leben der Fernfahrer und Trucker allgemein auf der Straße interessiert, kann sich auf der Facebook-Seite des Fahrer-Magazins Fernfahrer.de mittlerweile mehr als 20 Filmberichte anschauen. Der Name des Journalisten Jan Bergrath ist für viele Trucker ein Begriff, da er in seinem Blog immer wieder über den harten Job berichtet. Daher hatte er mit seiner Frau die Idee, die Fernfahrer live über ihre Erlebnisse während der letzten acht Wochen erzählen und diskutieren zu lassen.

So entstanden seit Anfang April viele Live-Reportagen, die direkt aus dem Führerhaus der Zugmaschinen und LKW auf diversen Parkplätzen mit Hilfe des Smartphones der Fahrer aufgenommen wurden. Insgesamt 17 Experten von Verbänden, Behörden und der Politik sprachen mit jeweils vier Fahrerinnen und Fahrer während der ca. einstündigen Sendungen. Besprochen wurden alle Themen, die für die Trucker von Interesse waren. Das reichte von der Lockerung der Lenkzeiten durch die Staus an den Grenzen bis zu den LKW-Fahrstunden, die nun Schritt für Schritt wieder möglich sein sollen.

Meist jedoch ging es verständlicherweise um die Arbeitsbedingungen auf den Autobahnen, die vor allem während der ersten vier Wochen teils überaus belastend erlebt wurden. Dazu gehörten die überall geschlossenen Autobahn-Raststätten wie die hygienischen Bedingungen durch fehlende oder nicht gewartete Sanitäranlagen. Aber auch die wirtschaftlichen Sorgen kamen zur Sprache.

So hatte sich in den Fahrerkreisen schnell herumgesprochen, dass wegen der Kurzarbeit in vielen deutschen Betrieben viele LKW vorübergehend abgemeldet waren. In dieser Phase hätte sich manche osteuropäische Konkurrenz durch teils untragbare Billigangebote auf den Markt gedrängt. Die Kolleginnen und Kollegen beklagten generell die fehlenden Kontrollen, die viele illegale Touren ermöglicht hätten.

Das einzig langfristig wirksame Mittel sei ein europäischer Mindestlohn für alle Fahrer. Der Bezeichnung “Helden der Versorgung”, die sich während der Krise in den Medien verbreitet hatte, konnten die meisten beteiligten Fahrer nicht viel abgewinnen. Sicher sei die Versorgung durch das Transportwesen eine systemrelevante Tätigkeit. Doch ähnlich wie die Angehörigen der Pflege- und Heilberufe wollen die Trucker kein Strohfeuer an medialer Aufmerksamkeit, sondern vor allem eins: Einen guten Job machen – zu anständigen Bedingungen.